Schlafsack: Welche Temperatur? Bereiche, Kategorien, Tabelle

Frau im Schlafsack bei Schnee

Was bedeuten Temperaturangaben bei Schlafsäcken eigentlich? Diese Angaben, die Hersteller auf ihre Schlafsäcke aufdrucken, sind für Trekking- und Camping-Neulinge oft verwirrend. 

Für die Frage, welche Schlafsack-Temperatur denn nun bei einem Kauf angestrebt werden sollte, sollte man die Bereiche, aber auch die Jahreszeit-Einteilung kennen. Oft erreicht uns die Frage: Wie warm muss ein Schlafsack sein?

Welche Temperatur der Schlafsack ausweisen sollte, hängt vor allem von der Jahreszeit ab. Im Sommer sollte der Schlafsack einen Temperaturbereich von -1 °C und höher haben, im Frühjahr bis Herbst -9 °C bis -1 °C, im Winter -9 °C und weniger.

Das ist allerdings eine starke Vereinfachung – die Jahreszeit ist nur einer der Faktoren.

Grund genug für uns, die Einteilung von Schlafsäcken und die Temperaturbereiche mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Inhaltsverzeichnis

Schlafsack Temperatur Bewertungen richtig verstehen

Zunächst einmal ist es von entscheidender Bedeutung, lieber einen Schlafsack im Gepäck zu haben, der sich zu warm anfühlt als zu kalt. Falls ein Schlafsack zu warm ist, kann man immer noch den Reißverschluss öffnen. 

Wer einen Schlafsack auch im Herbst und Winter nutzen will, sollte ein Modell wählen, das für niedrige Temperaturen ausgelegt ist.

Die folgende Tabelle zeigt den jeweiligen Schlafsack-Typ bezogen auf die Jahreszeit und welche Temperaturbereiche passend sind.

Schlafsack Typ Temperaturbereich (° C)
Sommer -1° und höher
Dreijahreszeiten -9° bis -1°
Winter -9° und niedriger

Beachte dabei, dass damit allerdings nur die Temperatur eines Schlafsacks mit der eines anderen verglichen werden kann. Andere Faktoren spielen ebenfalls eine große Rolle, mehr dazu später.

Was bedeutet die Temperatur bei Schlafsäcken?

Jeder, der schon mal online nach einem Schlafsack gesucht hat, stößt ziemlich schnell auf Temperaturbereiche, die Hersteller dem Schlafsack geben. Allerdings sind diese Temperaturbewertungen oft nicht zutreffend oder sogar komplett daneben.

Natürlich könnte man auf die Idee kommen, diese „Falschangabe“ des Temperaturbereichs dem Hersteller in die Schuhe zu schieben. Das wäre aber wenig gerechtfertigt.

Grund dafür ist die Tatsache, dass ein bestimmter Schlafsack bei einer spezifischen Temperatur schlicht nicht jeden Menschen gleichermaßen warm halten kann.

Bevor es eine Norm für Schlafsäcke gab, bezog sich die Schlafsack-Temperatur stets auf den „Durchschnittsmenschen“. Diesen haben Hersteller ermittelt, indem sie die Schlafsäcke vor Release Mitarbeitern und Testern gegeben haben, die dann das Modell bei unterschiedlichen Temperaturen eingesetzt haben.

Der Grund, warum ein Durchschnittsmensch so problematisch für die Temperaturangabe bei Schlafsäcken ist: Jede Person schläft mit unterschiedlichen Körpertemperaturen. Kaltschläfer benötigen einen wesentlich wärmeren Schlafsack als Warmschläfer.

Kaltschläfer vs. Warmschläfer

Um das Konzept vom Kaltschläfer und Warmschläfer zu verstehen, eignet sich der Test zu Hause bei 20 °C im eigenen Bett mit unterschiedlich vielen Decken.

Was ist ein Kaltschläfer? Ein Kaltschläfer schläft selbst bei einem gut temperierten Raum im Bett mit mehreren Decken und wacht trotzdem mit einem Kältegefühl auf. Das passiert in erster Linie wegen eines langsamen Metabolismus in der Nacht. Der Körper eines Kaltschläfers produziert wenig Körperwärme, sodass mehrere Lagen Stoff und Decken benötigt werden.

Was ist ein Warmschläfer? Der Warmschläfer verwendet wenige Decken, wenn überhaupt. Manche Warmschläfer nutzen zu Beginn der Nacht eine dünne Decke, die dann aber morgens nicht mehr auf dem Körper liegt. Solche Menschen produzieren viel Körperwärme.

Einteilung der Schlafsäcke in Kategorien: Jahreszeiten

Grundsätzlich orientieren sich Hersteller und Händler bei der Einteilung der Schlafsäcke in Kategorien an den Jahreszeiten. Das ergibt insofern Sinn, wenn wir als Verbraucher einen Schlafsack auswählen, der zu unserer angestrebten Reise und den dort vor Ort herrschenden Wetter-Bedingungen passen soll.

Üblicherweise gibt es bei der Einordnung der Schlafsäcke in Jahreszeiten zwei Ansätze:

  1. Sommerschlafsäcke, Dreijahreszeitenschlafsäcke, Winterschlafsäcke
  2. Sommerschlafsäcke, Dreijahreszeitenschlafsäcke, Winterschlafsäcke, Expeditionsschlafsäcke

Der weitverbreitete Ansatz ist die Einteilung von Schlafsäcken in Sommer, Dreijahreszeiten und Winter. Dies wurde unter anderem von großen amerikanischen Outdoor-Unternehmen etabliert, zum Beispiel rei.

Schlafsack Typ Temperaturbereich (° C)
Sommer -1° und höher
Dreijahreszeiten -9° bis -1°
Winter -9° und niedriger

Darüber hinaus gibt es Quellen, die zusätzlich Expeditionsschlafsäcke als vierte Kategorie hinzuziehen. In der Tat haben Winterschlafsäcken einen breiten Temperaturbereich – für Winter-Trekker ist diese genauere Einteilung daher besonders interessant.

Die Temperaturbewertung und damit die Einteilung in diese Kategorien basiert allerdings auf einem „durchschnittlichen“ Schläfer, den es so in der Realität nicht gibt.

Sommer

Für Trekking in den wärmeren Monaten sind Sommerschlafsäcke bekannt. Auch Festival-Camper oder Zeltplatzbesucher greifen in aller Regel zu dieser Kategorie. Vor allem für Backpacker steht das Schlafsack-Gewicht im Vordergrund – man möchte jedes Gramm einsparen.

Kunstfasermodelle überwiegen, aber es gibt auch Daunenschlafsäcke für den Sommer.

Dreijahreszeiten

Dreijahreszeitenschlafsäcke sind ausgelegt für die Jahreszeiten Frühjahr, Sommer und Herbst, sie sind damit eine gute Wahl für kühle Nächte in der Übergangszeit.

Da sie eine längere Zeit abdecken sollen, sind die Modelle dieser Kategorie sehr vielfältig. Gleichzeitig ist es die größte Sparte auf dem Markt. So gibt es gleichermaßen Schlafsäcke mit Daune oder Kunstfaser, die für diese Zeit angebracht sind.

Winter

Winterschlafsäcke werden für Expeditionen und Camping in kalten Regionen, Zelten und Trekking im Winter verwendet. Da hier die Wärmeleistung im Vordergrund steht, ist die Daunenfüllung in vielen Winterschlafsäcken zu finden.

Entscheidend für die eigene Sicherheit ist die Wahl eines Schlafsacks, der wirklich zum Klima und Winterwetter passt. Häufig sind die besten Schlafsäcke aus dieser Kategorie entsprechend teuer.

Frau liegt im Schlafsack im Zelt

Temperaturangaben nach DIN EN ISO 23537

Wer in Online-Shops nach Schlafsäcken sucht, stößt schnell auf Hersteller, die den Temperaturbereich des Schlafsacks nach DIN EN ISO 23537 angeben. Als Verbraucher ist diese Angabe enorm hilfreich bei der Auswahl, um die Vergleichbarkeit von  Modellen zu verbessern und einen passenden Schlafsack für kalte Regionen und Jahreszeiten zu identifizieren.

Was bedeutet die DIN EN ISO 23537?

Ursprünglich waren Schlafsäcke nach DIN EN 13537 „Anforderung an Schlafsäcke“ genormt. Seit Einführung dieser Norm in 2005 haben sich die Modelle und Bedürfnisse jedoch weiterentwickelt. Um den neuen Bedingungen gerecht zu werden, hat 2016 die EN ISO 23537 die alte Norm ersetzt.

Die DIN EN ISO 23537 besteht aus zwei Teilen. Während EN ISO 23537-1 thermische Anforderungen und Abmessungen beinhaltet, geht es im zweiten Teil EN ISO 23537-2 um Gewebe- und Werkstoffeigenschaften von Schlafsäcken für Sport und Freizeit.

Welche Temperaturbereiche für Schlafsäcke ergeben sich daraus?

Aus der europäischen Norm EN 13537 und EN 23537 ergeben sich folgende Temperaturbereiche für Schlafsäcke:

Komforttemperatur T comfort (Tcomf): Gibt den Wert für eine durchschnittliche Frau (25 Jahre, 60 kg, 1,60 m) bei entspannter Körperhaltung an, die nicht friert (kein Kältezittern).

Grenztemperatur T limit (Tlim): Ein durchschnittlicher Mann (25 Jahre, 70 kg, 1,73 m), erreicht bei zusammengerollter Körperhaltung im Schlafsack ein thermisches Gleichgewicht und friert nicht (kein Kältezittern).

Extremtemperatur T extrem (Text): Der Wert bezieht sich auf eine durchschnittliche Frau (25 Jahre, 60 kg, 1,60 m) unter starker Kältebelastung bei zusammengerollter Körperhaltung. Ihr Wärmegrundumsatz ist durch Kältezittern erhöht. Es besteht bereits das Risiko der Unterkühlung des Körpers.

Wir raten bei der Auswahl eines Schlafsacks ausschließlich auf den Wert der Komforttemperatur zu achten. Manche Hersteller erwähnen explizit bei der Kennzeichnung ihrer Modelle die Einhaltung der neuen Norm ISO 23537-1.

Der Hersteller FORCLAZ beispielsweise geht noch einen Schritt weiter und gibt lediglich Komfort und Grenztemperatur an und rät explizit zur Orientierung die Komforttemperatur ins Kalkül zu ziehen.

So werden beispielsweise für den Trekkingschlafsack MT500 folgende Temperaturangaben gemacht:

  • Komforttemperatur: -5 °C
  • Grenztemperatur: -11 °C

Das stellt für den Verbraucher eine enorme Vereinfachung und damit aber auch eine sinnvolle Vergleichbarkeit verschiedener Modelle desselben Herstellers dar.

So wird der Test nach EN 13537 / 23537 durchgeführt

Wie funktioniert das Prüfverfahren nach EN 13537 bzw. 23537?

Im Labortest werden beheizte, lebensgroße Gliederpuppen, die einem genormten Mann (25 Jahre, 70 kg, 1,73 m) und einer genormten Frau (25 Jahre, 60 kg, 1,60 m) entsprechen sollen, genutzt. Dabei wird von der Nutzung eines Zelts ausgegangen.

Die jeweilige Puppe wird in einer Kühlkammer auf einer Isomatte platziert und bei Körpertemperatur lediglich mit Unterwäsche und Mütze bekleidet. Die Puppe wird mit Temperatursensoren ausgestattet, die das Testergebnis liefern.

Im Test soll gezeigt werden, wie schnell der Schlafsack selbst Hitze verliert. Die entsprechende Geschwindigkeit des Wärmeverlusts wird dann in die unterschiedlichen Bereiche eingeteilt: Komforttemperatur T comfort (Tcomf), Grenztemperatur T limit (Tlim) und Extremtemperatur T extrem (Text).

Der Test nach EN 13537 / 23537 liefert also keine spezifischen Temperaturen, sondern soll mit der Einteilung in Bereiche eine Grundlage bereitstellen für die Bewertung von Schlafsack-Temperaturen und die Vergleichbarkeit für den Verbraucher verbessern.

Warum haben Kinderschlafsäcke und Expeditionsschlafsäcke keine Temperaturangabe?

Kind in Mumienschlafsack auf der Wiese

Die aktuell geltende DIN-Norm EN ISO 23537-1 bezieht sich lediglich auf Schlafsäcke für Erwachsene. Da Kinder ein anderes Temperaturempfinden haben und Schlafversuche mit Kindern aus ethischen Gründen fragwürdig sind, existieren keine exakten Temperaturbereiche für Kinderschlafsäcke. Die DIN EN ISO 23537-1 lässt sich daher nicht exakt auf Kinder und Jugendliche übertragen. Die thermischen Angaben der Hersteller für Kinderschlafsäcke sind eher als Richtwert zu verstehen.

Außerdem von der EN ISO 23537-1 ausgenommen sind Expeditions- und Militärschlafsäcke, bei denen ganz andere Anforderungen gelten als sie mit dem standardisierten Verfahren dargestellt werden könnten. Zum Beispiel wird der extreme Grenzbereich dieser Norm als -20 °C angesehen.

Wie bewertet man Schlafsäcke ohne EN/ISO Temperaturangabe?

Soll ein Schlafsack ohne EN/ISO Temperaturangabe gekauft werden, empfehlen wir die Beachtung folgender Tipps:

  1. Plane bei der vom Hersteller angegebenen Temperatur einen Puffer ein. Egal in welcher Form, irgendeine Temperaturangabe macht jeder Hersteller für Schlafsäcke. Jedoch ist es sehr viel sinnvoller, ein paar Grad Celsius Puffer für den jeweiligen Zweck einzuplanen, als hinterher zu frieren.
  2. Lies dir mehrere Tests zu dem jeweiligen Schlafsack durch und schaue dir entsprechende YouTube Videos dazu an. Am besten sind solche Review-Videos, die den Schlafsack im Einsatz zeigen.
  3. Bewerte den Schlafsack anhand der Qualität der Daune (Bauschfähigkeit / fill power) und anhand des Füllgewichts und vergleiche diese Werte mit einem Schlafsack, der nach EN ISO 23537 geprüft wurde.

Es sei an dieser Stelle positiv erwähnt, dass in den letzten Jahren die Anzahl der Hersteller, die keine Angaben nach ISO/EN Standards machen, nachgelassen hat. Finden kann man solche Schlafsäcke auch heutzutage noch. Daher sind Modelle ohne Angaben nach EN/ISO mit Vorsicht zu genießen.

Viele solcher Ausrüster haben ein eigenes unternehmensspezifisches Bewertungssystem, das selbstverständlich von dem EN/ISO-System nach EN 23537-1 stark abweichen kann.

Die Gründe dafür sind vielfältig und variieren von Hersteller zu Hersteller. Es geht weniger um Verschleierungstaktik – schließlich sind zufriedene Kunden aus Unternehmenssicht eine Selbstverständlichkeit. 

Vielfach ist es eher eine gewachsene Tradition, Temperaturangaben bei Schlafsäcken mit einem eigenen System zu bewerten – zum Beispiel, weil der Hersteller bereits vor der Einführung der EN 13537 seine Modelle mit einem eigenen System bewertet.

Faktoren für Temperaturbereiche bei Schlafsäcken

Neben der angegebenen Temperaturbereiche spielen folgende Faktoren eine Rolle, wie warm der Schlafsack ist:

  • Welche Umgebung wird verwendet? (Zelt, Auto, Wohnung, im Freien)
  • Welche Schlafunterlage wird verwendet?
  • Wie viel Feuchtigkeit (extern oder durch Schwitzen) ist vorhanden?
  • Welche Kleidung wird getragen?
  • Physische Eigenschaften des Schläfers (Anatomie, Fitness, Geschlecht)
  • Sättigungsgrad des Schläfers (hungrig vs. satt)
  • Wurde Alkohol konsumiert?
  • Wärmespeicherung des Schläfers (Kalt- vs- Warm-Schläfer)
  • Wie viel Feuchtigkeit (extern oder durch Schwitzen) ist vorhanden?

All diese Faktoren spielen neben dem angegebenen Temperaturbereich eine wichtige Rolle für die Auswahl des richtigen Schlafsacks.

Wie bereits erwähnt, wird beim Prüfverfahren nach EN 13527 ein Zelt als Umgebung verwendet. Verlässt man sich nun ausschließlich auf die Temperaturbereiche, die ein Hersteller angibt unter Berücksichtigung dieser Norm, müsste man also eine Zeltumgebung ins Kalkül ziehen. Für Autocamper oder Übernachtungen bei Freunden in der Wohnung ist dies nicht unbedingt der richtige Ansatz.

Ein ganz zentraler Punkt ist die Schlafunterlage. Diese sollte keinesfalls zu dünn ausfallen. So empfehlen wir grundsätzlich, wenn möglich, die Nutzung eines guten Luftbetts. So vermeidet man Bodenkälte und erhält die Isolierung des Schlafsacks.

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Thorsten Gründges

Thorsten Gründges

Mehr als 20 Jahre Camping-Begeisterung und kein Ende in Sicht! Was ich liebe: Einfach mit dem Wohnmobil losfahren und neue, wunderschöne Orte erkunden. Es ist vor allem das Gesamtpaket, für das ich Feuer und Flamme bin: Vorfreude, Abwechslung, pure Entspannung und (meistens) sympathische Mitcamper. Mehr als Urlaub eben - fast schon meine Religion!